Digital Detox ist keine Lösung

Die Smartphone-Nutzung explodiert. Und die Quarantäne befeuert die Nutzung nur. Meine persönliche Nutzung ist über 200% höher als vor der Quarantäne und an manchen Tagen über 15 Stunden! Wie kommt es dazu? Was kann helfen? Spoiler: Digital Detox wird nicht helfen. Es macht es schlimmer.

Der Digital Detox

Digital Detox ist die Diät für deine Smartphone-Nutzung. Die Funktionsweise ist ganz ähnlich: Lass es komplett weg, geh komplett offline für 2, 3 oder 4 Wochen.

Das Versprechen des Digital Detox:
Du lernst die Zeit schätzen, die du sonst am Smartphone verbringst.

Aber verspricht das nicht jede radikale Diät?
„Lass einfach alles weg, was dir Spaß macht, iss nur Suppe für 4 Wochen! Dann nimmst du schnell ab und merkst, wie schön es ist dünn zu sein!“

Klar, beides klappt. Und wie!

Meine Erfahrung mit Digital Detox

Drei Mal habe ich es bereits gemacht, den Digital Detox.

Das erste Mal in 2017, und das nicht nur für ein paar Wochen, sondern für 3 Monate. Ausnahmen waren WhatsApp, Emails und Finanzen.

In 2018 dann der zweite Versuch, 4 Wochen. Gar keine Handynutzung. Rückblickend anscheinend ebenfalls nicht erfolgreich, obwohl ich damals komplett auf alles verzichtete, keine Mails, kein Telefon, kein Fernsehen.

2019 dann mein letzter Versuch, analog 2017. Drei Wochen, aber keine Veränderung.

Die drei Warums

Warum nutzen wir das Smartphone so viel?

Alles, was wir machen und planen, entscheiden wir nicht mehr ohne unser Smartphone. Es ist unser Kontakt in die ganzen Welt durch Chatten, Videotelefonie und Telefonie. Es ist unsere Bücherei. Es ist unser Fernsehen. Es ist unser Gedächtnis. Es ist unser Auge.

Wir erleben alles in dieser Welt mit und durch unser Smartphone. Und wir lieben gleichzeitig alles Neue. Unsere Neugier macht uns süchtig nach unserem Smartphone. Und Apps wie Instagram und YouTube machen sich das zu nutze. Meine Gier nach Neuem ist UNENDLICH. Deine auch?

Warum ist Digital Detox so beliebt?

Es gibt mindestens zwei Gründe:

  1. Es ist einfach zu verstehen:
    Kompletter Verzicht ist radikal und gleichzeitig so einfach. Dadurch verstehen wir sofort, was zu tun ist und haben die direkte Belohnung.
  2. Es hat „DETOX“ im Namen:
    Ja, alles toxische wollen wir aus unserem Körper. Früher nannten wir es „Entschlackung“, aber die Alliteration „Digital Detox“ klingt englisch, modern und ein Detox ist gerade eh total Inn.

Warum funktioniert Digital Detox nicht?

Der Vergleich zur klassischen Diät ist nicht weit hergeholt. Denn Diäten vermarkten sich ebenso wie zuvor für den Digital Detox beschrieben: Sie sind radikal, einfach und modisch.

Digital Detox funktioniert nicht, weil es keine Lösung für das Problem ist, es adressiert nicht einmal ein Problem. Es bringt dich dazu es zu ignorieren. Dadurch kommt es zum beliebten „Jojo-Effekt“: Wir nutzen unser Smartphone nach dem Detox wie zuvor oder sogar mehr als zuvor, weil wir es vermissten.

Die Lösung: Eine Verhaltensänderung

Um die Analogie aufrecht zu erhalten: Anstelle einer radikalen Diät wird eine Ernährungsumstellung empfohlen. Die Handlungsschritte sind: Das Problem identifizieren, das Problem Akzeptieren und alternative Handlungsoptionen erlernen.

Status Quo: Das Problem anerkennen

„Erinnerst du dich noch, wie es früher war?“ Damals als wir keine Handys hatten. Wie haben wir diese elendig langen 16 Stunden voll gekriegt! Irgendwie haben wir es geschafft und hoffentlich nicht mit Fernsehen.

Wir haben verlernt unsere Zeit zu nutzen. Erkenne das an. Du weißt einfach nicht, was du anderes tun sollst. Ok, du weißt es schon, aber du TUST es nicht, obwohl du es willst. Und DAS ist das Problem.

Das Problem:
Du hast verlernt das zu tun, was du eigentlich möchtest.

Der erste Schritt ist das Problem zu erkennen.
Akzeptiere das Problem als Teil von dir – Akzeptanz ist immer der zweite Schritt.

Wie geht es weiter?

Damit wir lernen unsere Zeit wieder so zu nutzen, wie wir es eigentlich wollen, gibt es nur eine Strategie: Stell dich dem Problem:

The Only Way Out is Through

Jetzt brauchst du Handlungsalternativen! Wenn du immer nur Chips kaufst, wirst du kein Gemüse essen. Also kauf Gemüse und keine Chips.

Und genauso funktioniert es auch mit der Verhaltensänderung für deine Handynutzung:

  1. Habe deine Bildschirmzeit im Blick. Es gibt keinen Tag, an dem du dieses Problem nicht hast.
  2. Mache eine Liste mit allem Dingen die du lieber machen willst.
  3. Hänge die Liste sichtbar auf!
  4. Arbeite jeden Tag daran die anderen Dingen zu tun, die du lieber tun willst.

Folgende Affirmation kann dir dabei helfen:

„Entdecke deine Zeit Neu!“

Was könntest du alles tun, wenn du dich aus den Fesseln dieser Verhaltensweise befreit hast?

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