Am 17. April 2017 habe ich beschlossen eine 30 Tage Kalt-Duschen Challenge zu starten. Und ich habe sie seitdem nicht beendet. Heute sind das genau 3 Jahre und in dieser Zeit habe ich einiges gelernt. Ja, ich habe Dinge durch das Kalt-Duschen gelernt, die meisten Dinge über mich. Meine Gedanken dazu in diesem Post.
Kalt-Duschen: Wie alles Begann
Wir schreiben den 17. April 2017, es ist Ostermontag. Tief Peter zieht über das Land und es Regnet. Es ist kalt. Eigentlich ein Wetter bei dem man es sich mit einem mit Marshmallow verzierten heißen Kakao, in die wärmende Wolldecke eingelullt und mit einem Buch in der Hand vor dem Kamin (oder eben Netflix Feuer) gemütlich machen möchte. Also der perfekte Tag für den Start der Cold-Shower – Kalt-Duschen – Challenge.
Nach dem Sport bin ich völlig motiviert ins Bad, zog mich in windeseile aus und gehe komplett überzeugt von der Situation unter die Dusche und drehe das Wasser auf, den Hahn auf Anschlag KALT. Als stünde ich plötzlich mitten in der Arktis, strömt die erkaltete Luft auf mich zu. Es fröstelt mir. Ich kann mich nicht bewegen. Und ich stehe noch VOR dem Wasser.
Und es ist kein Witz: Ich stand dort 10 Minuten und starte das Wasser an. Grundsätzlich würde ich mich ja nicht als mutlos bezeichnen, aber dieses Eiswasser hat mir Angst gemacht. Vielleicht ist Angst das falsche Wort, aber ich konnte mich einfach nicht überwinden. Und wenn ich versuchte einen Schritt darauf zu zugehen, schrie alles in mir nach der Flucht. Ich hätte heulen können und meine mich an ein kleines wimmern zu erinnern.
Warum tat ich es dann überhaupt, wenn es sich so unnatürlich anfühlt?
Für das Kalt-Duschen sprechen sehr viele Dinge und diese Liste hier soll dir einen schnellen Überblick geben, bevor ich zu meinen Erfahrungen kommen. Alle Gründe kannst du gerne nachschlagen, es gibt diverse Forschungen zu diesem Thema.
Gründe für das Kalt-Duschen:
- Fettverbrennung erhöhen: Durch die Kälte kurbelst du deinen Stoffwechsel an, irgendwie muss dein Körper ja die Temperatur ausgleichen
- Umwandlung weißer in braune Fettzellen: Es gibt verschiedene Arten von Fettzellen. Der Hauptunterschied: Braune Fettzellen besitzen Mitochondrien und sind somit in der Lage selbst Energie zu erzeugen. Weiße nicht, sie dienen lediglich der Lagerung. Vorteil: einmal umgewandelt, gibt es kein Zurück! Dein Körper bleibt ab da in der Lage Energie in deinen Fettzellen zu erzeugen.
- Entzündungshemmend: Durch die Kälte wird dein Harnsäurespiegel gesenkt, was zu Verminderung von Entzündungen führt.
- Steigerung der Mitochondrien: Wenn du StarWars magst, sind die die kleine Midichlorianer ein Begriff, die „Lebewesen“ in deinen Zellen, die dir die Macht verleihen. Im Grunde sind deine Mitochondrien nichts anderes: Sie besitzen sogar eine eigene DNA. Und es gibt tausende in jeder deiner Zellen. Je mehr du hast, desto mehr Energie kann deine Zelle erzeugen – die Mitochondrien sind deine Kraftwerke. Und Kalt-Duschen erhöht die Anzahl der Mitochondrien in deinen Zellen. Sport übrigens auch.
- Verbesserte Durchblutung: Wir kennen es vom Saunieren. Durch die Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen, was aber auch zu einer besseren Durchblutung führt.
- Dein Stresslevel wird reduziert
- Dein Immunsystem wird gestärkt
- Dein Schmerzempfinden wird reduziert
- Du schläfst besser
- Deine Lebenserwartung kann dadurch gesteigert werden
- Und so viel mehr
Und das Wichtigste: Du gewinnst geistige Stärke. Durch Kalt-Duschen stärkst du unweigerlich deine Resilienz, deine innere Widerstandskraft.
Oder um es so zu sagen, wie ich es am liebsten sage:
DU BIST KEIN WARMDUSCHER MEHR!
Weiter im Text
Irgendwann überwand ich dann meine Scheu und ging unter die Dusche. Interessanterweise war es zwar kalt, fühlte sich auch kalt an, aber weit weniger schlimm als ich es mir vorgestellt habe. Die Challenge sieht vor, dass man wenigstens 2 Minuten duscht und da ich sonst schon so meine 10 bis 20 Minuten brauchte, dachte ich auch zuerst, dass ich länger brauche.
Aber OH BOY, du glaubst nicht, wie lange zwei Minuten dauern, wenn du kalt duschst. Die Zeit ist buchstäblich eingefroren. Nach gut einer Minute war ich sauber und abgeschrubbt und habe die restliche Zeit noch ausgeharrt.
Endlich raus da.
Was dann passierte hatte ich zwar zuvor gelesen, aber nicht wirklich daran geglaubt. Denn der Körper schüttet massiv Endorphine aus, wenn du kalt duschst. Und auch das ist kein Witz: Ich habe einen Lachanfall bekommen. Alles wurde von einer Sekunde auf die andere richtig heiß und ich lachte herzlich.
Ich habe mich nie besser gefühlt. Und auch wenn das mit dem Lachen nach 3 Jahren natürlich nicht mehr so ist, fühle ich mich großartig und wer kann das schon nach dem Duschen behaupten?
Ok, du hast es vermutlich verstanden. Kalt-Duschen ist vermutlich gesund und toll und so. Aber wieso so lange?
Warum ich es weiterhin tue
Nach den 30 Tagen hatte ich nicht das Gefühl, dass ich das volle Potential ausgeschöpft hatte. Es war weit weniger nervenaufreibend als am ersten Tag, jedoch weiterhin eine echte Überwindung.
Da ich meist morgens dusche, fühlte es sich aber auch wie ein erster Sieg des Tages an und das war wirklich wichtig für mich. Denn was soll schon großartig passieren, wenn du die Frostriesen bereits besiegt hast?
Also setzte ich es fort und es ist irgendwie zu einer Routine für mich geworden.
Es ist eine Hass-Liebe: Ich will es nie. Und tue es doch. Es ist vielleicht an den Sommertagen leichter als im Winter, aber niemals würde ich behaupten, dass ich es ohne Nachdenken tue.
Es ist jeden Tag eine Überwindung. Und dadurch jeden Tag eine Übung meine Widerstandskraft zu trainieren.
Seit einigen Wochen ergänze ich jedoch eine Sache: Nach dem Laufen dusche ich vorher meine Beine richtig heiß ab, bevor ich wieder zu kalt wechsle. Das fühlt sich sehr gut an und ist eine nette Abwechslung. Auch hier bediene ich mich der Saunier-Philpsophie.
Dein Take-Away
Du musst es nicht für immer machen. Aber tu es wenigstens für die nächsten 30 Tage. Dusche kalt. Richtig kalt. Genieße es, soweit du kannst. Und wenn du es gar nicht kannst, dann genieße, dass du es trotzdem tust. Stärke deine Widerstandskraft.
Unser Leben ist Soft genug: Weiche Betten, weiche Decken, weiche Stühle, weiche Kleidung. Wir sind in Watte gehüllt. Wie kannst du da von dir selbst erwarten, dass du zur richtigen Zeit „knall hart“ sein kannst?
Sei kein Warmduscher – Sei ein Kaltduscher