Wie viel Vergangenheit ist gut?

Die vergangenen Tage war ich zu Besuch bei meinen Eltern. Ich nutzte die Zeit, um einige Dinge auszusortieren und bin dabei auch auf viele Dinge gestoßen, die längst vergessen waren. Neben den Erinnerungen selbst, kamen auch Fragen über den Zweck meiner Schatztruhe auf. Die möchte ich heute mit dir teilen.

Erinnerst du dich noch an die Zeit bevor alles digital war?

Bevor alles digital wurde und ICQ, StudiVZ, Facebook, WhatsApp & Co. immer mehr der alten Kanäle übernahmen, gab es für den romantischen Austausch eigentlich nur einen Weg: Stift & Papier. Und die Briefe waren besonders gefaltet und verziert. Manchmal wurden Bilder gemalt oder beigefügt.

Und ich habe alles aufgehoben. Es sind ein paar Liebesbriefe dabei, aber auch Hassbriefe, ja sogar ganze Unterhaltungen, die nur geschrieben stattfanden. Alte Bilder, gebastelte Dinge wie Kerzen, Ketten oder andere Dinge, die Erinnerungsstücke sind. Sogar ein Tagebuch, das ich eine Zeit lang schrieb habe ich aus der Vergessenheit ausgegraben.

Aber besonders die Briefe taten es mir an. Ich habe viele erneut gelesen, Gutes wie schlechtes.

Aber heute gibt es solche Schatztruhen nicht mehr. Wer schreibt wirklich ernsthaft noch noch Briefe!

Und ich fragte mich, ob das jetzt gut war und wie viel Wahrheit, wie viel Vergangenheit ich eigentlich will. Schmeiße ich es weg oder bleibt der Schatz dort wo er die letzten 15 Jahre in Vergangenheit geraden war?

Vergangen oder Vergessen?

Für mein bescheidenes Alter sind es gefühlt viele Erinnerungen und ich weiß nicht, ob ich sie behalten will. Und behalten fühlt sich nicht gut an, denn:

Behalten ist auch daran Festhalten

Wie viel Vergangenheit zu besitzen und daran festzuhalten ist gut? Und wieso fühlt es sich wie eine ALLES oder NICHTS Entscheidung an? Was davon ist denn wichtig und wofür?

Vielleicht ist das der Wunsch nicht in Vergessenheit zu geraten

Für sich selbst oder wen auch immer. Aber so wenig, wie ich mich für die Dinge meiner Eltern interessierte, kann ich nicht erwarten, dass mögliche Nachfahren das einmal für mich tuen.

Eine Antwort habe ich nicht und so bleibt die Kiste wo sie ist. Und mit ihr die guten wie schlechten Gefühle und Erinnerungen.

Wer weiß, vielleicht nützt es ja doch mal jemanden.

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